„Dom des Badischen Frankenlandes“ in Wölchingen
Auf einer künstlichen, vorwiegend aus Kalkstein aus der Region errichteten Terrasse steht die romanische dreischiffige Pfeilerbasilika, die auch liebevoll „Dom des Frankenlandes“ beziehungsweise „Frankendom“ genannt wird. In ihrer qualitätsvollen Architektur erhebt sie einen Anspruch, der weit über die einfachen Dorfkirchen hinausgeht. So befinden sich dort ungewöhnlich reich verzierte Kapitelle, die auf berühmte Kirchenbauten, wie den Bamberger Dom, dem Straßburger Münster, den Mainzer Dom oder die Aschaffenburger Stiftskirche, verweisen.
Die erste schriftliche Erwähnung des Kirchbaus datiert in das Jahr 1381. Im Hinblick auf den seit 1239 in Wölchingen ansässigen Johanniterorden wird der Kirchenbau mitunter auch als „Johanniterkirche“ bezeichnet. Nach der Analyse des Baus wurde dieser wohl um 1250 im Osten begonnen und in einem Zug nach Westen bis etwa zum Jahr 1270 vollendet.
Die dreischiffige Basilika erhält durch das Querschiff einen kreuzförmigen Grundriss. Nach Osten schließt sich an das Chorquadrat eine halbrunde, eingezogene Apsis an. Seitlich befindet sich jeweils eine kleine Nebenapsis in der östlichen Querschiffswand. Unter der Hauptapsis befindet sich eine kreisrunde Krypta. Die Kirche ist im gebundenen System gewölbt, jedem Mittelschiffsjoch des dreijochigen Langhauses entsprechen zwei Joche in den Seitenschiffen.
Das heutige Aussehen der Kirche ist stark von den Restaurierungsarbeiten des 19. Jahrhunderts geprägt. Die augenscheinlichste Veränderung war die „Rekonstruktion“ des Vierungsturmes nach dem Vorbild des Limburger Domes aus dem Jahr 1878/79. Zuvor war die gesamte Ostpartie von einem niedrigen Fachwerkstock und mit einem Fachwerkbau über dem Querschiff überbaut. Die verputzten Wandflächen werden im Außenbereich von Lisenen (senkrechte, flach aus der Mauer heraustretende Wandstreifen) und Rundbogenfriesen eingefasst, was stark an die „Wormser Bauschule“ erinnert. Bei der Westfront tritt besonders das Rundbogenportal mit dem für den fränkischen Raum typischen Wechsel von rotem Bundsandstein und grauenmMuschelkalk auf. Im Unterscheid zum Hauptportal weist der Eingang im Süden einen markanten Spitzdachrahmen auf, der als reduzierte Vorhalle aufzufassen ist.
„Wehrkirche“ Oberschüpf
Wenn man von Unterschüpf kommt, liegt die Kirche gleich auf der rechten Seite am Ortseingang von Oberschüpf. Ihr viereckiger Turm ist fast so breit wie das schmucklose Langhaus. Der ganze Bau wirkt ungewohnt trutzig und kompakt. So verwundert es kaum, dass diese oftmals als Wehrkirche angesprochen wird. Der obere Teil des heutigen Turmes mit seinem Pyramidendach wurde erst später aufgesetzt.
Im Inneren verbirgt die unscheinbare Kirche einen wahren Kunstschatz: Meisterliche Fresken aus der Zeit um 1290. Die Fresken stehen den Bildern in Urphar und Freudenberg nahe, so dass von einem „Urpharer Meister“ gesprochen wird. An der Langhausnordwand reihen sich 18 Bilder von der Erschaffung der Welt, dem Sündenfall, der Vertreibung aus dem Paradies, sowie aus dem Neuen Testament von der Geburt Jesu und seiner Kindheit, seiner Leidensgeschichte sowie seiner Auferstehung auf. Im Chorraum befindet sich über dem Altar die beeindruckende Darstellung von Christus als Weltenrichter. Umgeben von einer Mandorla – einer mandelförmigen Aureole als typisch romanisches Symbol ganzheitlicher Heiligkeit – thront Jesus im zartblau ausgeführten Firmament, umgeben von Sternen und vier Fabelwesen, welche die Attribute der Evangelisten tragen.